Feuerbrücke
Von vielen Leuten werden wir gefragt, was „Feuerbrücke“ denn zu bedeuten hat. Gestatten Sie uns deshalb einen kleinen Ausflug in die Geschichte.
Als man in der ersten Hauptperiode des Freiberger Bergbaus im 12.-14. Jahrhundert Bergbau in der Oxydationszone der Erzgänge betrieb, fand man meist gediegenes Silber, das schon ziemlich rein gefördert wurde. Es bedurfte kaum einer besonderen Aufbereitung.
Zum Zerkleinern des fein verwachsenen Erzes benutzte man zuerst nur Mühlen und dann später Pochwerke.
Im Jahre 1507 wurde das Naßpochwerk eingeführt. Ab 1880 versuchte man durch neue große Aufbereitungsanlagen, die durch das Sinken des Silberpreises zurückgehenden Erträge stabil zu halten. Da Himmelsfürst ein großes Grubenfeld mit leistungsfähigen Schächten besaß, in denen mit ca. 1200 Mann Erz auf verschiedenen Gängen abgebaut wurde, mußten auch hier die Aufbereitungsanlagen dem Stand der Technik angepaßt werden.
1891/92 baute man das Dampfpochwerk (oberes Gebäude) mit einem 28 m hohen Schornstein. Da die Kapazität der alten Schmiede nicht mehr ausreichte, baute man 1893/94 die “Neue Bergschmiede ”(unteres Gebäude). Es entstand ein Industriebau, ausgerüstet mit mehreren Schmiedefeuern und einem Dampfhammer.
Zeitbericht
Bei Himmelsfürst Fundgrube wurde zu Beginn des Jahres eine neue Schmiede mit Reparaturwerkstatt dem Betriebe übergeben. Dieselbe besitzt drei große Haupträume, je einen für die Reparaturwerkstatt, für die eigentliche Schmiede und für die Eisenniederlage.
In dem erstgenannten Raume befindet sich die Antriebsmaschine von 8 Pferdestärken, eine große Bohrmaschine, zwei Drehbänke, eine Schraubenschneidemaschine, eine Coulissenhobelmaschine und ein Schleifstein, alles durch Transmissionsanlagen betrieben. Im eigentlichen Schmiederaum befindet sich ein Dampfhammer mit Oberdampf, eine große Schere, verbunden mit Stanze und ein Ventilator, welcher den Gebläsewind für die sechs Schmiedefeuer liefert. Von den Schmiedefeuern ist eines ein großes Rundfeuer mit vergrößerter Brandfläche. Der Dampf wird mit von den Kesseln im Trockenpochwerke geliefert und durch eine nahezu 100 m lange Dampfleitung der Antriebsmaschine zugeführt. Der Abdampf der Maschine wird zum Heizen der Reparaturwerkstatt benutzt.
Die Schmiedefeuerdüsen sind mit einem Dreiwegehahn versehen, welcher sie entweder mit der Druckluft des Ventilators in Verbindung setzt oder mit einem zugehörigen als Reserve für jedes Schmiedefeuer aufgestellten Blasebalge. Wenn die Maschine nicht umgeht, was des Nachts oft eintritt, wird mit den Blasebälgen gearbeitet. Die ganze Einrichtung hat sich bis jetzt sehr gut bewährt. Das Werk führt jetzt eine große Zahl Reparaturen selbst aus, welche man früher unter größerem Aufwand an Geld und namentlich auch an Zeit in der Maschinenfabrik ausführen lassen mußte.
Im Gebäude selbst befand sich die Wohnung des Werkmeisters, der für die Sicherheit des Materials und der darin arbeitenden Gewerke verantwortlich war. (Quelle: Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen in Sachsen Jahrgang 1896)
Diese für die damalige Zeit sehr modernen Anlagen wurden mit der Stilllegung der Himmelsfürster Fundgrube 1914 zu anderen Zwecken umgebaut. Auch das Dampfpochwerk wurde ausgebaut, blieb aber als Baukörper erhalten.
Bis 1943 befand sich die Fabrik des Felix Käppler im Gebäude und man stellte Kohleanbrenner her. Diese hatten die Form aneinandergereihter Brückenbögen. Sie selbst und auch später die Gebäude nannte man fast nur noch “Feuerbrücke”.
Seit dem Kriegsende wurden die Gebäude auf die unterschiedlichste Art und Weise genutzt. So z.B.als Lagerhallen der Wismut AG, als Läufermastställe, als Schafställe, als Pflanzkartoffellagerhaus, als Championzuchtanlage, als Lagerhallen für Trockenfutter sowie Spezial- und Sondergeräte der Landwirtschaft.
Heute
1994 wurde das Grundstück von uns erworben und in den darauf folgenden Jahren umfangreiche Umbau- und Sanierungsarbeiten durchgeführt. Trotz der vielen Nutzungsänderungen im Verlauf der letzten Jahre blieb bis heute der Name “Feuerbrücke” im Sprachgebrauch erhalten. Schon vor reichlich 100 Jahren war es erforderlich, sich den Marktsituationen zu stellen und sich anzupassen.
Damals wie heute war es wichtig, daß es Menschen gab, die sich trauten, Risiken auf sich zu nehmen und etwas Neues anzufangen.